Ratgeber

Blähungen den Garaus machen

Blähungen den Garaus machen

Von Winden gequält

Nicht nur peinlich, sondern oft auch schmerzhaft: Zu viel Luft im Bauch verursacht neben oft lautstark abgehenden, unangenehm riechenden Winden auch Völlegefühl bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Tröstlich ist, dass Blähungen häufig harmlos sind – und sich mit den richtigen Tricks auch gut in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie, wie Sie den üblen Winden mit allerlei Hilfsmitteln aus Küche und Apotheke den Garaus machen.

Die meiste Darmluft wird abgeatmet

Luft im Darm ist ganz normal, da sie mit jeder Mahlzeit mit abgeschluckt wird. Auch bei den Verdauungsprozessen im Darm entstehen Gase, zum Beispiel Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Ein gesunder Darm schafft es, diese Luft weitgehend geruchsneutral und geräuschlos wieder loszuwerden. Der größte Teil der Gase gelangt über die Darmschleimhaut ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet. Ein kleiner Teil verlässt den Darm über den Anus, in der Regel mit wenigen oder gar keinen Winden.

Bei zu viel Luft im Darm versagt dieses innere Entlüftungssystem jedoch. Und das kommt häufig vor: Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter einem aufgeblähten Bauch mit Spannungs- und Völlegefühl oder vermehrten Blähungen.

Hinweis: Auch wenn keiner darüber spricht: Darmwinde oder Pupser (medizinisch auch Flatus) produziert jeder. Normal sind bis zu 10 bis 20 pro Tag. Sind es mehr oder kommen Schmerzen dazu, sollte man den Winden auf den Grund gehen.

Hausgemachte Luftansammlungen

Es gibt sehr viele Gründe für die übermäßige Ansammlung von Luft im Darm. Die allermeisten davon sind harmlos, dazu gehören beispielsweise

  • Vermehrtes Luftschlucken, zum Beispiel durch zu hastiges Essen, Kaugummi-Kauen oder Zigarettenrauchen.
  • Zu üppige Mahlzeiten. Unsere Verdauung wird nur mit einer begrenzten Menge von Nahrung auf einmal fertig. Wird diese überschritten, können nicht alle Nahrungsbestandteile ausreichend aufgespalten werden, was Blähungen verursacht.
  • Blähende Speisen. Vor allem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide beinhalten reichlich Faserstoffe, die der Darm nicht alleine aufspalten kann. Das übernehmen dann Dickdarmbakterien, die dabei aber viele Gasen produzieren.
  • Zu viel Stress. Unter Stress wird das sympathische Nervensystem aktiviert und das vegetative Nervensystem ausgebremst. Dadurch läuft die Verdauung auf Sparflamme und aufgenommene Nahrung wird vom Körper nicht richtig verarbeitet.
  • Kohlensäure-haltige Getränke. Bei Diäten sind kohlensäurehaltige Getränke beliebt, weil sie mit Ihren hohen Luftgehalt den Magen füllen – diese gelangt aber leider aber in den Darm und verursacht dort Blähungen.
  • Schwangerschaft. Das in der Schwangerschaft vermehrt freigesetzte Progesteron entspannt die Muskeln inklusive Darmmuskulatur. Dadurch wird der Darm träger und die Verdauung langsamer. In der späteren Schwangerschaft wird die Verdauung manchmal behindert, weil das an Größe und Gewicht zunehmende Kind auf den Darm der Mutter drückt.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Bei Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit fehlen Betroffenen Enzyme oder Transportsysteme, die für eine normale Verdauung und Aufnahme dieser beiden Zucker verantwortlich sind. Die Zucker gelangen dann unverdaut in den Dickdarm und „füttern“ dort gasproduzierende Bakterien.

Hinweis: Vorsicht mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Sorbit. Der menschliche Darm kann nur etwa 20 bis 50 g davon am Tag aufnehmen, der Rest führt zu Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen reagieren sogar schon auf wenige Gramm Sorbit mit Blähungen.

Blähungen durch Darmstörungen

Neben „hausgemachten“ Blähungen gibt es auch andere Ursachen für einen vermehrten Luftgehalt im Darm. Ein Grund ist die Einnahme von Medikamenten. Antibiotika oder Metformin können zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit einer Überzahl gasbildender Bakterien und dadurch zu Blähungen führen. Die häufig eingenommenen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol machen manchmal Probleme, weil sie die Magensäure reduzieren. Das schützt zwar die Magenschleimhaut, führt aber auch zu einer geringeren Aufspaltung und Zersetzung der Nahrung im Magen und folglich zu Verdauungsproblemen.

Manchmal stecken auch ernstere Erkrankungen hinter den Blähungen. Auch wenn wie bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung die Verdauungsenzyme vermindert sind, gelangen zu viele unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter Gasbildung von den Bakterien verwertet. Typisch sind Blähungen zudem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn die geschädigte Darmschleimhaut die bei der Verdauung entstehenden Gase nicht mehr ausreichend aufnehmen kann.

Wann zum Arzt?

Nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte man Blähungen, wenn sie anhaltend sind und von starken Bauchschmerzen oder Krämpfen begleitet werden. Spätestens zum Arzt sollten Sie gehen, wenn sich auch der Stuhl verändert, zum Beispiel anhaltend weicher oder dünner oder häufiger wird. Zu den absoluten Alarmsignalen aus dem Darm gehören außerdem

  • nächtlicher Durchfall
  • Blut im Stuhl
  • Gewichtsverlust bei unveränderter Nahrungsaufnahme
  • Fieber.

Hinweis: Im schlimmsten Fall steckt hinter solchen Beschwerden ein Dickdarmkrebs. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn in Ihrer Familie Fälle bekannt sind. Berichten Sie Ihrem Arzt davon und nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr.

Selbsthilfe gefragt

Krankheitsverursachte Blähungen gehören therapeutisch in die Hand Ihres Arztes. In harmlosen Fällen spricht aber nichts gegen eine Selbstmedikation. Und hier haben Küche, Apotheke und Pflanzenmedizin einiges zu bieten.

Schnelle Abhilfe bei luftbedingtem Völle- und Spannungsgefühl im Bauch verschaffen die sogenannten Entschäumer. Dabei handelt es sich um Tenside, die die Oberflächenspannung herabsetzen und dadurch die Gasblasen im Darm platzen lassen. Die freien Gase können dann leichter von der Darmschleimhaut aufgenommen oder abtransportiert werden. Entschäumer haben den Vorteil, dass sie rein physikalisch wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden. Es gibt sie in den verschiedensten Zubereitungen:

  • Kautabletten, zum Beispiel Simethicon-ratiopharm®85 für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene, sie sind gut zerkaut zu den Mahlzeiten einzunehmen
  • Tropfen oder Emulsionen, zum Beispiel Sab simplex®Tropfen oder Espumisan® Emulsion (beide ab dem Säuglingsalter, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten)
  • Weichkapseln, zum Beispiel Lefax®extra für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten
  • Mikrogranulat, zum Beispiel Lefax®intens Lemon fresh Microgranulat für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten.

Manche Entschäumer enthalten zusätzlich Verdauungsenzyme, zum Beispiel Enzym-Lefax®Kautabletten oder Meteozym®magensaftresistente Tabletten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Da viele Betroffenen trotzdem von der Entschäumer-Enzym-Kombi profitieren, lohnt sich ein Versuch damit durchaus.

Hinweis: Enzympräparate stammen aus Pankreasextrakten von Schweinen. Für Menschen, die zum Beispiel aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren, sind sie deshalb nicht geeignet.

Tee und Gewürze gegen Blähungen

Viele Koch- oder Backrezepte sind so konzipiert, dass sie Blähungen entgegenwirken. So ist Kümmel eine beliebte Zutat, die die Verdauung beruhigt, zum Beispiel in Kümmelbrot oder als Zugabe zu schwer verdaulichem Kohl. Auch die ätherischen Öle des Fenchels unterstützen die Verdauung. Fenchelsamen zum Kauen werden z. B. in der indischen Küche nach einer Mahlzeit angeboten.

Viele dieser Gewürze wirken auch als Teezubereitungen. Allen voran Fenchel, Anis und Kümmel, die als Tee vor dem Essen getrunken die Verdauung anregen und bei schon bestehenden Blähungen entblähend und entlastend wirken.

Tipp: Wenn Sie Tee aus frischen Samen zubereiten, zerstoßen Sie diese kurz vor dem Überbrühen mit dem Mörser. Dadurch lösen sich die ätherischen Öle besser und die wohltuende Wirkung wird verstärkt.

Entbläher aus dem Pflanzenreich

Neben den Teezubereitungen stehen entblähende Wirkstoffe (sog. Karminativa) aus der Pflanzenwelt auch in Kapselform zur Verfügung. Hilfreich ist zum Beispiel die fixe Kombination Menthacarin (zum Beispiel Carmenthin®) aus Pfefferminzöl und Kümmelöl. Beide Wirkstoffe zusammen lösen Krämpfe und vermindern Völlegefühl und Blähungen. Zugelassen ist das Kombiprodukt für Jugendliche ab 12 und Erwachsene.

Auch Flüssigzubereitungen mit Pflanzenwirkstoffen kommen gegen Blähungen zum Einsatz, allen voran Präparate mit Bitterstoffen. Bitterstoffe regen über die Geschmacksrezeptoren die Magen- und Gallensaftsekretion an und wirken damit verdauungsfördernd. Häufig wird die verdauungsfördernde Eigenschaft von Enzian, Wermut oder Angelikawurzel mit krampflösenden Wirkstoffen aus Melisse und Kümmel kombiniert. Die Einnahme solcher Tropfen oder Lösungen erfolgt mehrmals täglich vor den Mahlzeiten, um ihre Wirkweise optimal auszunutzen. Beispiele für solche Mixturen sind die ethanolischen Extrakte Iberogast®flüssig oder Gastritol®liquid. Zu den Karminativa (Entblähern), die ohne alkoholisches Auszugsmittel gewonnen werden, gehören zum Beispiel Gastrovegetalin®Weichkapseln, Gelsectan®Kapseln oder Gastrovegetalin®Lösung.

Viele der pflanzlichen Entbläher dürfen nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Schwangere tun gut daran, sich bei Blähungen individuell von ihrem Frauenarzt oder Apotheker beraten zu lassen. Eine Therapieoption ist der oben genannte Entschäumer Simeticon, da er physikalisch wirkt und vom Organismus nicht aufgenommen wird.

Hinweis: Bitte keinen Magenbitter vor oder nach dem Essen! Weil sich der Stoffwechsel erst einmal um die Entgiftung des Alkohols kümmern muss, wird die Verdauung der Mahlzeit zunächst verzögert statt gefördert.

Was man noch tun kann

Neben Bitterstoffen und Entschäumern gibt es einige Verhaltensregeln, die den Bauch zur Ruhe bringen können. Allen voran sollten Sie alles vermeiden, was Blähungen fördert (siehe weiter oben im Text). Darüber hinaus hilft:

  • Genug bewegen. Bewegung unterstützt die Darmmotorik und damit den Abtransport der Gase. Empfehlenswert sind Verdauungsspaziergänge, leichte Gymnastik und auch die Massage des Bauches.
  • Stress abbauen und Seele baumeln lassen. Entspannung entspannt auch den Darm und lässt ihn besser verdauen.
  • Probiotika. Der Versuch die Darmflora mit „guten“ Bakterien auf Vordermann zu bringen kann durchaus helfen. Sie senken unter anderem den pH-Wert im Darm und hemmen dadurch das Wachstum unerwünschter Bakterien. Außerdem sollen sie die für die Verdauung erforderlichen Bewegungen des Darms fördern.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären lassen. Wenn Sie immer wieder auf Obst oder Milch mit Blähungen und Durchfall reagieren, könnte eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz dahinterstecken. Einfache Tests beim Arzt schaffen Gewissheit.

Tipp: Jeder Mensch reagiert individuell auf Nahrungsmittel. Wenn die Ursache für Verdauungsstörungen nicht klar ist, führen Sie ein Ernährungstagebuch, um blähende Übeltäter herauszufinden und von dann ab zu meiden.

Quelle: DAZ 2018, Nr. 50 S. 36

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: Inspiration GP/Shutterstock.com
Gegen trübe Aussichten

Gegen trübe Aussichten

Tipps für Kontaktlinsenträger

Kontaktlinsen sind aus dem Leben vieler Kurzsichtiger nicht mehr wegzudenken. Doch so praktisch das Leben mit den unsichtbaren Sehhilfen auch ist, die Linsen sind und bleiben Fremdkörper, die bei falscher Nutzung den Augen schaden. Richtige Pflege und vorbeugende Maßnahmen helfen jedoch, Infektionen, Augenreizungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden. Hier erfahren Sie, auf was Sie achten sollten.

Hornhaut in Gefahr

Rund 3,5 Millionen Kontaktlinsenträger gibt es in Deutschland. Je nach Vorliebe nutzen sie formstabile harte Kontaktlinsen, weiche Kontaktlinsen oder die neuartigen Ortho-K-Linsen, die vor dem Schlafengehen eingesetzt werden und während Nacht die Hornhaut so formen, dass der Kurzsichtige tagsüber scharf sieht. Doch egal welche Linsen getragen werden, für alle gilt: Ohne konsequente Hygiene drohen Infektionen, die vor allem die Hornhaut des Auges, die Kornea, schwer schädigen können.

Hinweis: Einmal- oder Tageslinsen sind besonders pflegeleicht. Auf Hygiene beim Einsetzen und Herausnehmen und richtiges Handling im Falle von Erkrankungen muss aber auch bei ihnen geachtet werden.

Kontaktlinsen saugen alles auf

Kontaktlinsen-Oberflächen nehmen nicht nur Bestandteile des Tränenfilms auf, sondern auch Rückstände von Kosmetika, Staub, Pollen und Bakterien sowie Viren. Werden die Kontaktlinsen nicht konsequent gepflegt, drohen über die aufgenommenen Partikel und Substanzen mechanische Reizung, allergische Reaktionen und im schlimmsten Fall Infektionen. So verursachte Hornhautschäden und -entzündungen sind immer ernst zu nehmen, da in der Folge Vernarbungen, Trübungen und sogar Hornhautrisse entstehen können.

Hinweis: Das Risiko für bakterielle Hornhautinfektionen ist durch Kontaktlinsen erhöht. Jede dritte Infektion trifft einen Kontaktlinsenträger.

Tückische Pilze

Besonders bedrohlich sind Pilzinfektionen. Sie werden häufig erst spät entdeckt, weil sie sehr langsam voranschreiten und ihre unspezifischen Beschwerden wie Lichtscheu, rote Augen oder Fremdkörpergefühl oft lange hingenommen werden. Bleibt die Pilzinfektion unbehandelt, droht eine Sehverschlechterung. Zur Therapie verordnet der Augenarzt Antipilzmittel wie Voriconazol oder Fluconazol, und zwar als Augentropfen und als Tabletten. In besonders schweren Fällen ist sogar eine Hornhautransplantation erforderlich.

Hinweis: Kontaktlinsenträger sollten auch unspezifische Augenbeschwerden nicht auf die leichte Schulter nehmen! Suchen Sie lieber einmal zu früh als zu spät den Augenarzt auf.

Allgemeine Pflegetipps

Um Infektionen und Schäden an den Kontaktlinsen zu vermeiden, müssen diese fachgerecht gepflegt werden. Dabei gelten folgende Regeln:

  • Benutzen Sie nur solche Pflegemittel, die speziell für Ihre Kontaktlinsenart geeignet sind. Hygieneprodukte für harte Kontaktlinsen eigenen sich nicht für weiche Linsen und umgekehrt.
  • Mischen Sie die Pflegeprodukte nicht, da chemische Reaktionen zu Komplikationen führen können.
  • Berühren Sie die Kontaktlinsen nur mit gewaschenen und abgetrockneten Händen.
  • Spülen Sie die Linsen vor dem Einsetzen mit steriler, unkonservierter Kochsalzlösung ab.
  • Nehmen Sie zum Abtrocknen der Hände ein sauberes, fusselfreies Handtuch.
  • Auch die Hygiene der Aufbewahrungsbehälter ist wichtig: Reinigen Sie diese täglich und erneuern Sie täglich die Aufbewahrungsflüssigkeit. Desinfizieren Sie den Behälter regelmäßig, wobei es wichtig ist, diesen danach gründlich auszuspülen damit kein Desinfektionsmittel an die Linsen kommt. Am besten ist es jedoch, die Behälter häufig auszutauschen.
  • Tragen Sie Wimperntusche erst auf, nachdem Sie Ihre Kontaktlinsen eingesetzt haben. Beim Abschminken geht es anders herum: Erst Kontaktlinsen herausnehmen und versorgen, dann abschminken.
  • Verwenden sie als Kontaktlinsenträger nur cremige Lidschatten. Bei puderförmigem Lidschatten besteht die Gefahr, dass Partikel unter die Linse geraten und die Hornhaut schädigen.
  • Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach speziellen, für Kontaktlinsenträger geeigneten Kosmetika.

Hinweis: Wenn Ihre Pflegemittel unerwartet ausgegangen sind oder aus anderen Gründen keine zur Verfügung stehen, können Sie nachts und am Wochenende sogenannte Travel-Sets zur Kontaktlinsenpflege in der Apotheke kaufen.

Vorsicht Wasser!

Wasser birgt eine Menge Gefahrenpotenzial für Kontaktlinsen. Sowohl in Wasserhähnen und Duschköpfen als auch in warmen, stehenden Gewässern tummeln sich Amöbenarten, die schwere Hornhautentzündungen hervorrufen. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte folgende Regeln beachten:

  • Keinesfalls Leitungswasser zum Abspülen der Kontaktlinsen verwenden.
  • Kontaktlinsen dürfen auch nicht in Leitungswasser aufbewahrt werden.
  • Nicht mit Kontaktlinsen duschen.
  • Nicht mit Kontaktlinsen in Naturgewässern schwimmen.

Tipp: Schwimmen in gechlortem Wasser öffentlicher Bäder ist auch mit Kontaktlinsen möglich. Entweder Sie setzen dabei eine spezielle, dicht abschließende Schwimmbrille auf, oder Sie nutzen Einmal-Linsen, die Sie nach dem Schwimmen entsorgen.

Hier muss die Brille ran

Um Infektionen zu vermeiden, sollten Sie bei einigen Erkrankungen besser vorübergehend auf Ihre Brille umsteigen. Dazu gehört vor allem der Lippenherpes. Aus den hochinfektiösen Bläschen gelangen auch bei größter Vorsicht leicht Viren auf die Kontaktlinsen und von dort ins Auge, wo Sie einen Augenherpes mit Rötungen, Jucken, Brennen und Schmerzen auslösen können. Das Gleiche gilt im Falle einer Bindehaut- oder Lidrandentzündung, auch hier ist die Übertragung von Erregern auf die Kontaktlinse und die spätere Neu-Infektion Ihres Auges damit möglich.

Bei Erkältungskrankheiten, Nasennebenhöhlenentzündung und Halsentzündung macht es ebenfalls Sinn, die Kontaktlinsen in ihren Behältern zu lassen und die Brille aufzusetzen. Bei diesen Erkrankungen sind häufig Streptokokken oder Staphylokokken am Werk, die dann über die Hände an die Kontaktlinse geraten und auf diese Weise eine bakterielle Hornhautentzündung auslösen können.

Hinweis: Seien Sie im Falle einer Infektionskrankheit besonders penibel bei der Pflege des Kontaktlinsen-Behälters. Desinfizieren Sie diesen lieber einmal mehr als weniger oder tauschen Sie ihn gleich aus. Sind erst einmal Keime hineingelangt, können sich die Erreger vermehren und über die Kontaktlinse ins Auge gelangen.

Womit Kontaktlinsen sich nicht vertragen

Wer Kontaktlinsen im Auge hat, kommt meist nicht auf die Idee, gleichzeitig Augensalben oder ölhaltige Augentropfen zu verwenden. Doch einige Kontaktlinsenträger nutzen durchaus wässrige Augentropfen, z. B. beim Fremdkörpergefühl oder beim trockenen Auge. Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Bei Augentropfen mit dem Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid reichert sich dieses in der Kontaktlinse an und schadet dem Linsenmaterial. Wer auf wässrige Augentropfen nicht verzichten möchte, sollte deshalb die Linsen herausnehmen, die Tropfen verabreichen und dann mindestens 15 Minuten warten, bis er die Linsen wieder einsetzt.

Verfärbung durch Antibiotika

Manche Arzneimittel schädigen Kontaktlinsen sogar über den Blutweg. So werden zum Beispiel die Antibiotika Rifampicin und Tetracyclin und das entzündungshemmende Sulfasalazin nach oraler Einnahme in die Tränenflüssigkeit ausgeschieden und können dadurch im Auge sitzende Kontaktlinsen verfärben. Wer diese Präparate benötigt tut also gut daran, während der Einnahmedauer auf die Brille umzusteigen.

Trockene Augen durch Aknemittel

Auch Arzneimittel, die den Tränenfluss vermindern, werden für Kontaktlinsenträger oft problematisch. Durch verminderten Tränenfluss sammelt sich dickflüssiges Sekret im Auge, wodurch Reizungen, Sehstörungen und Hornhautschäden drohen. Folgende Medikamente können zu trockenen Augen führen:

  • Isotretinoin (zur Behandlung von Akne)
  • Clonidin oder Timolol (zur Behandlung des Glaukoms)
  • Lodoxamid (zur Behandlung der allergischen Bindehautentzündung)
  • Hydrochlorothiazid (zum Entwässern)
  • Pregabalin (zur Behandlung neuropathischer Schmerzen).

Besonders störend für Kontaktlinsenträger sind aber auch Krankheiten, die zu trockenen Augen führen. Dazu gehören rheumatische Erkrankungen, Diabetes und Schilddrüsenstörungen. In diesen Fällen ist es manchmal sinnvoll, zum Schutz der Augen auf Kontaktlinsen zu verzichten.

Im Zweifel zum Augenarzt!

Generell sollten Beschwerden an den Augen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Bei starker Trockenheit des Auges, Fremdkörpergefühl oder Schmerzen heißt es: Kontaktlinsen rausnehmen, Brille aufsetzen und zum Augenarzt gehen.

Quelle: Dr. Claudia Bruhn, DAZ 2019, Nr. 44, S. 44

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: goodluz/Shutterstock.com
Das hilft gegen Mundgeruch

Das hilft gegen Mundgeruch

Duftnote statt Atemfrische?

Üblen Mundgeruch gibt es in vielen Duftnoten: Mal riecht es faulig, mal fischig, mal säuerlich und manchmal sogar fäkal aus dem Mund. Doch egal wie er daherkommt, für den Betroffenen ist Mundgeruch höchst peinlich und für die Mitmenschen recht unangenehm. Zum Glück steckt selten eine behandlungsbedürftige Krankheit dahinter, in vielen Fällen helfen Mundhygiene und Atemerfrischer aus der Apotheke. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Mundgeruch entsteht und wie Sie ihn bekämpfen.

Peinlich und oft unerkannt

Mundgeruch ist häufig, jeder 4. Deutsche hat mehr oder weniger damit zu tun. Das spiegelt sich auch in der Unzahl von Präparaten, Wässerchen und Tipps wider, mit denen er vertrieben werden soll. Doch nicht jeder Betroffene weiß von seinem eigenen Mundgeruch. Zum einen ist die Nase an die eigenen Gerüche gewöhnt, zum anderen vermeiden die meisten Mitmenschen, Betroffene auf das Problem hinzuweisen.

Selbsttest mit Kaffeefilter

Wer nicht genau weiß, ob er Mundgeruch hat, dem hilft ein Selbsttest: Bilden Sie mit Ihren Händen einen Hohlraum vor dem Mund und atmen Sie hinein, oder atmen Sie alternativ in eine kleine Plastiktüte. Stecken Sie dann Ihre Nase in die ausgeatmete Luft und schnüffeln Sie daran. Sie können auch den Zungengrund mit einem Kaffeefilter oder einem Löschblatt abreiben und daran riechen. Am einfachsten ist es natürlich, eine Person Ihres Vertrauens gründlich anzuhauchen und nach dem Geruch zu fragen.

Tipp: Halimeter, also Geruchstester, gibt es auch für den Selbstgebrauch. Die smartphone-großen Geräte spüren mit einem Gassensor die Konzentrationen schwefliger Gase auf und funktionieren ähnlich wie die Geräte, die Ärzte zum Analysieren von Gerüchen in der Atemluft verwenden.

Hausgemachte Ursachen

In den meisten Fällen ist die Ursache für schlechten Mundgeruch harmlos, sollte aber trotzdem gefunden werden. Denn je genauer man weiß, wo der üble Geruch herkommt, desto nachhaltiger lässt er sich bekämpfen. Insgesamt sind die Ursachen für Mundgeruch höchst vielfältig und reichen von Nahrungsmitteln über schwefelproduzierende Mundbakterien bis hin zu Nieren- oder Stoffwechselerkrankungen. Typische „hausgemachte“ Ursachen für üblen Mundgeruch sind:

  • Unzureichende Mundhygiene. Vor allem in den Furchen der Zunge bilden sich leicht Beläge aus Speiseresten und abgeschuppten Epithelzellen. Werden diese Beläge nicht regelmäßig entfernt, bilden sie einen idealen Nährboden für anaerobe Bakterien. Diese Bakterien sind die heimlichen Produzenten des Geruchs: Sie zersetzen das organisches Material, wodurch dann die übelriechenden Schwefelverbindungen entstehen.
  • Verminderter Speichelfluss. Fehlt die „Mundspülung“, werden Speisereste, Bakterien und ihre Produkte weniger gründlich weggespült. Verringert ist die Speichelproduktion zum Beispiel unter Stress und Aufregung, aber auch typischerweise beim Schlafen in der Nacht, wobei Schlafen mit offenem Mund das Austrocknen der Mundhöhle weiter verstärkt.
  • Nahrungs- und Genussmittel. Hier schlagen vor allem Lauch, Knoblauch und Zwiebeln zu Buche, aber auch Rauchen, Alkohol, Kaffee und ein hoher Fleischkonsum können unangenehme Duftspuren hervorrufen.
  • Fasten oder Hungern. Hier bringt der Mangel an Kohlenhydraten den Stoffwechsel durcheinander und es kommt zur Bildung von Ketonkörpern, die nach Aceton riechen.

Hinweis: Auch Medikamente können üble Mundgerüche auslösen, und zwar vor allem, indem sie die Speichelproduktion vermindern. Typische Vertreter sind bestimmte Antidepressiva, Bluthochdruckmedikamente und Bisphosphonate gegen Osteoporose.

Wenn eine Krankheit dahintersteckt

Manchmal liegt dem Mundgeruch auch eine körperliche Ursache zugrunde. Dabei findet sich der Auslöser vor allem in der Mundhöhle oder dem Hals-Nasen-Ohren-Bereich. Die häufigsten Ursachen sind zum Beispiel

  • Karies, Zahnfleischtaschen, Parodontitis, Löcher gezogener Weisheitszähne (hier siedeln sich auch gerne die oben genannten schwefelbildenden Bakterien an)
  • Mandelentzündung oder andere Infektionen im Nasen-Rachen-Raum
  • Nasennebenhöhlenentzündungen.

Viel seltener sind Erkrankungen außerhalb des Mund-Nasen-Rachenbereichs an unangenehmen Gerüchen im Atem schuld. Mögliche Ursachen sind

  • Sodbrennen, Refluxkrankheit, Magengeschwüre
  • Darmdivertikel
  • Schlecht eingestellter Diabetes, der Atem riecht wie beim Hungern oder Fasten nach Aceton
  • Schwere Lebererkrankungen, hier riecht der Atem nach Ammoniak
  • Nierenerkrankungen mit einem Atemgeruch nach Urin
  • Lungenentzündung mit eitrig riechendem Atem. 

Allgemeine Maßnahmen gegen Mundgeruch

Auch wenn bei vermeintlichem Mundgeruch der Zahnarzt ein guter Ansprechpartner ist, mag doch nicht jeder gleich dorthin gehen. Dank vieler einfacher Maßnahmen und Hausmittel spricht auch nichts gegen eine Selbstbehandlungsversuch. Das könnte helfen:

  • Überprüfen Sie Ihre Essgewohnheiten. Seien Sie sparsam mit Zwiebeln, Knoblauch und anderen geruchsbildende Speisen, trinken Sie ausreichend Wasser, reduzieren Sie Ihren Alkohol- und Kaffeekonsum und verzehren Sie weniger Fleisch.
  • Wenn Sie Raucher sind, versuchen Sie weniger zu rauchen (oder stellen Sie es am besten gleich ganz ein).
  • Machen Sie keine Fastenkuren, sondern essen Sie regelmäßig.
  • Meiden Sie Stress.
  • Achten Sie auf eine penible Mundpflege, reinigen Sie nicht nur die Zähne, sondern auch die Zahnzwischenräume regelmäßig. Nutzen Sie dafür Zahnseide oder Interdentalreiniger.
  • Pflegen Sie Ihre Zahnprothese gründlich. Bei Brackets helfen spezielle Zahnbürsten mit kleinem Kopf sowie Interdentalbürstchen.

Tipp: Das beste Hilfsmittel bei Mundgeruch ist der Zungenschaber oder die Zungenbürste. Schrubben Sie Ihre Zunge damit gründlich ab, beginnen Sie dabei am Zungengrund und arbeiten Sie sich Richtung Zungenspitze vor.

Erste Hilfe mit bewährten Hausmitteln

Auch Hausmittel können – zumindest überbrückend – Abhilfe gegen Mundgeruch schaffen. Bei säuerlichem Mundgeruch- und geschmack soll das Zerkauen von Kaffeebohnen helfen, Spülungen mit Limetten- oder Zitronenwasser überdecken Mundgeruch ebenfalls. Allzu aktive schwefelproduzierende Bakterien sollen sich mit Milchsäurebakterien aus Naturjoghurt in Schach halten lassen. Raucher und Knoblauchfreunde können ihren Mundgeruch kurzfristig mit einer Lösung aus einem Teelöffel Natron und einem Glas Wasser abmildern. Olivenöl bindet schlecht riechende Stoffe und soll zudem Bakterien abtöten. Wer Olivenöl mag, nimmt einen Esslöffel in den Mund und schwenkt das Öl darin einige Minuten lang hin und her.

Tipp: Erste Hilfe gegen Mundgeruch bieten auch Gewürze und Kräuter. Kauen Sie einfach ein paar Blätter Petersilie oder ein paar dünne Scheiben Ingwer, und schon vergeht der üble Geruch.

Produkte für frischen Atem

Besonders beliebt im Kampf gegen Mundgeruch sind auch die vielen im Handel erhältlichen Mundspüllösungen. Es gibt maskierende und neutralisierende Vertreter. Erstere enthalten zum Beispiel Menthol oder Minze und überdecken den Mundgeruch vorübergehend, können aber nichts gegen dessen Ursache tun.

Neutralisierende Mundspüllösungen greifen dagegen etwas tiefer in das Geschehen im Mund ein. Chlorhexidingluconat und Cetylpyridiniumchlorid reduzieren durch ihre antibakterielle Wirkung den Bakterienstand, wodurch weniger übelriechende Schwefelverbindungen gebildet werden. Häufig eingesetzte Vertreter sind zum Beispiel

  • Chlorhexamed®Fluid, Meridol®Med CHX und Parodur Liquid Mundspülung (mit Chlorhexidin)
  • Listerine Smart Kidz, One Drop Only®Mundspülung Effektiv Classic oder Sensodyne Pro Schmelz Mundspülung (enthalten Cetylpyridiniumchlorid).

Zink- oder Zinnhaltige Lösungen oxidieren die freien Thiolgruppen der Geruchsstoffe und reduzieren dadurch den Geruch. Zu ihnen gehören zum Beispiel Elmex® Zahnschmelzschutz Professional Zahnspülung und Meridol®Mundspüllösung.

Keine Langzeitanwendung von antibakteriellen Lösungen!

Hochkonzentrierte Chlorhexidin-Lösungen sollten jedoch nicht langfristig angewendet werden, da sich Zunge und Zähne verfärben können und es zu Veränderungen der Geschmackswahrnehmung kommen kann. Außerdem werden auch die nützlichen Bakterien vermindert, was zu einer Störung der gesunden Mundflora führt. Auch bei Cetylpyridiniumchlorid wird von einer Daueranwendung abgeraten, es kann zu Übelkeit und Magenbeschwerden führen. Lassen Sie sich am besten von Ihrem Apotheker beraten, welche Mundspülung für Sie die richtige ist.

Tipp: Auch Kaugummi hilft gegen Mundgeruch, in dem es die Speichelbildung verstärkt. Ist zudem Pfefferminz zugesetzt, wird übler Mundgeruch zusätzlich maskiert. Wichtig: Wer seinen Atem durch Kaugummi erfrischt, sollte zu zuckerfreien Produkten greifen.

Wenn nichts hilft: Ab zum Fachmann

Bleibt der üble Mundgeruch trotz allgemeiner Maßnahmen, Hausmittel und Mundspülungen bestehen, ist (spätestens) der Gang zum Zahnarzt angesagt. Der kann überprüfen, ob die Quelle des Übels im Mund liegt und mit entsprechenden Maßnahmen entgegensteuern. Wird der Zahnarzt nicht fündig, muss weitere Ursachenforschung betrieben werden, zum Beispiel durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt oder einen Internisten. Inzwischen gibt es auch spezielle Mundgeruch-Sprechstunden (sogenannte Halitosis-Sprechstunden), in denen der Mundgeruch analysiert, Ursachen gesucht und Behandlungsmöglichkeiten besprochen werden.

Quelle: Dr. Sabine Fischer, DAZ 2019, Nr. 43, S. 36

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: TierneyMJ/Shutterstock.com
Ätherische Öle befreien die Nase

Ätherische Öle befreien die Nase

Baden, einreiben, inhalieren

Herbstzeit ist Erkältungszeit: Jetzt sind verstopfte Nasen und Nasennebenhöhlen, zähflüssiger Auswurf oder trockener Reizhusten an der Tagesordnung. Doch es gibt Linderung für geplagte Atemwege. Als Zusatztherapie oder als Einzelkämpfer putzen ätherische Öle in vielerlei Formen Nase, Rachen und Bronchien frei und helfen dabei, wieder richtig durchzuatmen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, was Sie über Erkältungssalben, -bäder und das richtige Inhalieren wissen müssen und was Ihre Apotheke rezeptfrei für Ihre Atemwege bereithält.

Raus mit dem Schleim!

Ätherische Öle sind eine Wohltat für erkältete Atemwege. Sie regen die Schleimhautdrüsen dazu an, vermehrt und flüssigere Sekrete zu produzieren und unterstützen damit das Abhusten und die Selbstreinigung von Lunge und Atemwegen. Damit die Öle ihre Arbeit tun können, müssen sie die Atemwege erst einmal erreichen. Dazu reibt man sie entweder in die Haut ein , badet darin oder inhaliert sie. Beim Inhalieren gelangen die ätherischen Öle direkt über die Atemwege in das Bronchialsystem, beim Baden und Einreiben werden sie nicht nur eingeatmet, sondern auch teilweise über die Haut aufgenommen und über den Blutweg zu Lunge und Bronchien transportiert.

Hinweis: Weil ätherische Öle die Atemwege reizen, dürfen sie bei Asthma bronchiale, Keuchhusten und Pseudokrupp nicht angewendet werden, da sie zu einer lebensgefährlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können.

Balsam und Salben

Erkältungssalben bestehen meist aus einer Mischung unterschiedlicher ätherischer Öle in einer geeigneten Grundlage, wie zum Beispiel Vaseline. Häufig werden Eukalyptusöl, Fichtennadelöl oder Terpentinöl verwendet, oft mischt man auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Kampfer, Cineol oder Menthol dazu. Es gibt eine große Anzahl von Erkältungssalben- und balsamen, Beispiele sind Euflux®Creme, Pinimenthol®Erkältungsbalsam, Retterspitz Bronchial Creme oder Weleda Bronchialbalsam.

Erkältungssalben trägt man zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken auf. Ein Teil des Wirkstoffs verdunstet und wird eingeatmet, ein Teil wird über die Haut aufgenommen. Weil Erkältungssalben die Haut reizen können, dürfen sie keinesfalls auf Schleimhäute, entzündete oder erkrankte Haut oder gar auf offene Wunden aufgetragen werden. Wer sich nicht einschmieren möchte, kann auch eine flüssige Zubereitung wählen und diese direkt auf Kleidung, Bettwäsche oder ein Halstuch tropfen. Beispiele hierfür sind Olbas®-Tropfen oder Babix®Inhalat.

Wieviel von dem ätherischen Öl in den Atemwegen ankommt, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Im strengen Sinn der evidenzbasierten Medizin konnte bisher kein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien erbracht werden. Viele Schnupfenpatienten empfinden bei Anwendung aber trotzdem eine Linderung ihrer Beschwerden, weshalb Erkältungsbalsame ihren festen Platz in der Selbstmedikation haben.

Hinweis: Vorsicht mit Erkältungsbalsamen oder -salben bei Babys und Kleinkindern! Für sie sind nur wenige Präparate geeignet. Bei der Verwendung von Reinsubstanzen wie Menthol oder Kampfer drohen den Kleinen sogar Bronchospasmen. Wenn Sie Ihrem Kind mit Erkältungssalben helfen möchten, lassen Sie sich individuell von Ihrem Apotheker beraten!

Wohltuende Bäder

Manch Schnupfengeplagter schwört auf wohltuende ätherische Bäder. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Wirkung, sie haben dennoch eine lange Tradition und empfehlen sich durchaus zur unterstützenden Behandlung von Atemwegserkrankungen, die mit zähflüssigem Schleim einhergehen. Beispiele sind Eucabal®Eukalyptusbad, Kneipp®Erkältungsbad oder stas®Erkältungsbad. Halten Sie sich unbedingt an die Gebrauchsanweisung der jeweiligen Packungsbeilage. In der Regel werden Badetemperaturen von 35 – 38°C und eine Badedauer von 10 – 20 Minuten empfohlen. Vermeiden Sie das Schlucken von Badewasser, bei empfindlichen Menschen kann dies zu Verkrampfung der Atemmuskulatur führen.

Hinweis: Erkältungsbäder belasten den Kreislauf und sollten bei hohem Fieber nicht durchgeführt werden. Auch wenn Sie unter Herzmuskelschwäche oder hohem Blutdruck leiden, sollten Sie vor dem Verwenden eines Erkältungsbades sicherheitshalber Ihren Arzt befragen.

Einfach inhalieren

Ätherische Öle lassen sich auch mit Hilfe heißen Wassers inhalieren. Am einfachsten geht das mit der Kochtopf-Methode. Geben Sie Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian in einen Topf und schütten Sie heißes Wasser darauf. Hält man den mit einem Handtuch bedeckten Kopf über den Wasserdampf, gelangen die ätherischen Öle leicht in die Atemwege. Statt Blüten und Blätter kann man auch einen Strang Erkältungssalbe mit heißem Wasser überbrühen, gut geeignet dafür sind zum Beispiel Tumarol®Creme oder JHP®Rödler Japanisches Minzöl. Ganz einfach geht die Herstellung wohltuender Wasserdampf-Inhalate auch mit extra dafür hergestellten Lösungen aus ätherischen Ölen, zum Beispiel Pulmotin ®Erkältungstropfen oder Olbas®Tropfen.

Ein Nachteil der Kochtopfmethode ist die Gefahr, sich zu verbrühen. Hier verschaffen spezielle Inhalatoren Abhilfe, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Erhältlich sind solche Inhalatoren zum Beispiel von Pinimenthol®, Soledum® oder Transpulmin®.

Tipp: Wenn Sie unverdünnte ätherische Öle zum Inhalieren verwenden möchten sollten Sie diese so stark verdünnen, dass der Geruch kaum noch wahrnehmbar ist. Ansonsten wird möglicherweise zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt und eingeatmet, es drohen Kopfschmerzen und als sogenannter Umkehreffekt eine Verminderung der Schleimsekretion.

Inhalation von innen

Ganz einfach und ohne Umkehreffekte, Verbrühungen und Hautreizungen geht das „Inhalieren von innen“. Die Fertigarzneimittel Gelomyrtol®forte, Sinolpan®forte und Soledum®Kapseln forte enthalten ätherische Öle und Reinsubstanzen, wie zum Beispiel Cineol, und lassen die Atemwege über den Blutweg aufatmen. Die Wirkstoffe werden in Kapseln eingenommen, im Dünndarm aufgenommen und zur Lunge transportiert. Dort regen sie die Sekretproduktion an und dämmen die Entzündung ein. Die Wirksamkeit der Inhalation von innen ist übrigens in klinischen in Studien dokumentiert.

Tipp: Nehmen Sie die Kapseln immer mit einem Glas Wasser in Zimmertemperatur ein. Bei warmer oder heißer Flüssigkeit vermindert sich die Wirksamkeit, weil sich die Kapseln schon im Magen auflösen.

Salzwasser für die Bronchien

Salzwasser zu inhalieren ist für die Atemwege ebenfalls eine Wohltat und hat eine lange Tradition. Weil aber nicht jedem lange Schiffsreisen und Aufenthalte am Meer vergönnt sind, möchten viele den Meersalzeffekt in die heimische Wohnung holen. Die Kochtopfmethode versagt dabei leider, da das Salz nicht in die Dampfphase übergeht. Spezielle Vernebler (Inhaliergeräte) erzeugen jedoch Aerosole, deren Partikel über ein angeschlossenes Mundstück oder eine Maske in die Atemwege gelangen und dadurch auch das Salz oder andere Wirkstoffe bis tief in die Bronchien bringen.

Zum Inhalieren gibt es verschiedene Systeme, zum Beispiel Druckluftvernebler, Schwingmembranvernebler und Ultraschallvernebler. Bei der Auswahl eines geeigneten Gerätes kommt es vor allem darauf an, wie groß die erzeugten Partikel sind und ob die Wirkstoffe die oberen oder die unteren Atemwege erreichen sollen. Zum Vergleich: Reiner Wasserdampf hat Partikel von etwa 30 μm, und Partikel über 10 μm verteilen sich in Mund, Rachen und Nase. Sollen die Partikel mitsamt Salz und Wirkstoffe bis in die kleinen Bronchien gelangen, müssen sie zwischen 3 und 10 μm groß sein, sind sie kleiner, können sie bis in die Lungenbläschen vordringen.

Tipp: Sie möchten ein Inhaliergerät anschaffen? Bei der Vielzahl von Geräten, Systemen und Herstellern (z. B. aponorm, Beurer, MPV Medical, Omron, Pari) ist die Auswahl gar nicht so einfach. Lassen Sie sich deshalb in Ihrer Apotheke beraten, welches Gerät für Sie am besten passt.

Richtig inhalieren mit Vernebler

Wenn Sie sich für ein Inhaliergerät entschieden haben, lesen Sie die Betriebsanleitung sorgfältig. Darin steht auch, wie Sie das Inhalat einfüllen. Bei dessen Auswahl haben Sie die freie Wahl: Isotone Kochsalzlösung eignet sich zum Beispiel besonders gut zur Befeuchtung der Atemwege. Erhältlich sind fertige Ampullen wie zum Beispiel Pari NaCl Inhalationsampullen oder Emser®Inhalationslösung. Wer zusätzlich Schleim lösen möchte, kann es mit hypertoner Kochsalzlösung probieren (zum Beispiel MucoClear3% oder Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Prinzipiell lassen sich auch Medikamente wie Kortison, Salbutamol oder Ipratropiumbromid per Vernebler inhalieren, sofern Ihr Arzt Ihnen diese verschrieben hat. Neben dem Inhalat spielt auch die Technik eine Rolle:

  • Atmen Sie langsam und tief ein
  • Sitzen während der Inhalation aufrecht oder stehen Sie dabei
  • Halten Sie den Vernebler senkrecht
  • Tauschen Sie aus hygienischen Gründen jährlich Maske und Schlauch aus
  • Um Ansteckungen zu vermeiden sollte jedes Familienmitglied seinen eigenen Vernebler benutzen.

Quelle: Birgit Benedek, DAZ 2018, Nr. 51, S.37

| Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bildrechte: absolutimages/Shutterstock.com